Knieprobleme beim Pferd

Patella-Luxation, Patella-Fixation, Patfix, alles Begriffe, die man kennt wenn das Pferd Probleme hat mit der Kniescheibe (Patella).

Das Knie der Pferde ist ein sehr ausgeklügeltes System. Es ist ein wichtiger Bestandteil des 'Motors', also der Hinterhand. Dort kommt die Schub und Schnellkraft her. Das Knie muss also sehr stabil sein und eine starke Beweglichkeit aufweisen. Gleichzeitig verfügt es über eine Funktion, die dem Pferd erlaubt, sämtliche Muskeln einer Seite der Hinterhand zu entspannen. Es kann sich arretieren indem es die Kniescheibe fixiert. Dies sieht man an der Haltung wenn die Pferde 'im Stehen schlafen' und ein Hinterbein 'hängt'. 

Leider ist genau dieses System störanfällig.  Verschiedene Bänder halten dieses Gelenk zusammen. Die Kniescheibe gleitet nicht mehr schön über den Rollkamm, bleibt hängen und das Pferd kann das Bein nicht mehr bewegen. Mit einem hörbaren Geräusch rutscht sie dann wieder dahin wo sie hingehört. Manchmal muss man das Pferd rückwärts oder vorwärts/seitwärts bewegen um das Bein wieder in Gang zu bringen. Gerade im Wachstum kann es da zu Komplikationen kommen. Oft wächst sich das aber aus.

Bei Fohlen ist es besonders wichtig, dass sie kein Kraftfutter und Zusätze bekommen, genügend Bewegung auf verschiedenen Untergründen haben und spielen können. Jegliches Kraftfutter lässt Fohlen unnatürlich schnell wachsen, sie sehen 'propper' aus und gerade solche, die man an der Schau gut punkten lassen will sollen ja gross und stark sein, keinesfalls mäkelig. Hilft man da mit Futter nach geht aus zu Lasten des ganzen Körpers. Knochen wachsen zu schnell und Bänder und sehnige Strukturen kommen nicht mit. 

Jungpferde können spontan zu Knieproblemen neigen wenn sie zahnen. Die Backenzähne sind eine harte Nuss, vermutlich nicht ganz schmerz- und somit auch nicht verspannungsfrei. Verspannt sich das Kiefergelenk wirkt das auf das Nackenband und somit auf die ganze Oberlinie bis hin zur Hinterhand. Es kann dazu führen, dass Pferde den Rücken nicht mehr hergeben wollen und die Hinterhand Probleme macht (ISG, Knie).

Was aber, wenn das Pferd ausgewachsen ist und die Probleme noch da? Es gibt Hufbearbeitungsvarianten und auch Beschlagsmöglichkeiten um das Knie zu stützen. Der Tierarzt kann das Gelenk spritzen oder gar das eine oder andere Band durchtrennen.

Viel wichtiger als sämtliche Manipulationen ist aber das Training. Patfix lässt sich mit einem guten Muskeltraining meistens in Schach halten. Hier sind wir wieder bei meinem Lieblingsthema: Hinterhandaktivität. Stundenlanges gemütliches Ausreiten, schlendern oder mit nicht tragender Oberlinie und ohne Schub aus der Hinterhand reichen nicht aus um das Knie zu stabilisieren. Viel Rückwärts richten, seitwärts weichen und aufrichten (vorallem berghoch) hilft. Ist das Problem allerdings schon da muss gut, regelmässig und nicht übertrieben aufgebaut werden. Das dauert nicht zwei Wochen sondern einige Monate. Ist ein guter Trainingslevel erreicht muss er gehalten werden. Bei eingelegten Pausen ist ein Wiederaufbau unerlässlich.

Deine Hufschmiedin
Eve Stutz
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