Warum nicht in jedem Falle Kunststoffbeschläge?

Oft hat man das Gefühl, es müsste das Beste sein für Pferd und Reiter. Mal abgesehen von den Stimmen im Internet, die nach wie vor eine Teufelei darin sehen und Argumente einbringen wie 'das Stoppen schadet den Gelenken' oder 'die halten nie so lange wie Eisen'. Schade, wenn diese Leute im Internet von einem einzigen Fall, bei dem es nicht funktionierte (sei es wegen dem Pferd oder leider auch gerne wegen der falschen Anwendung/Montage) auf die gesamte Pferdewelt schliessen und es auch noch schaffen, ahnungslose Personen von diesem Blödsinn zu überzeugen.
Aber es ist tatsächlich so, dass nicht jedes Pferd uneingeschränkt geeignet ist für diese Beschlagsart. 
Ein gesundes Pferd mit möglichst normalem Exterieur und einigermassen gerader Fussung kann problemlos mit Kustobeschlägen laufen. Auch viele Pferde mit Fehlstellungen und anderen Problemen kommen damit gut klar, manchmal ist es sogar besser als Barhuf oder Eisen. 
ABER! Es gibt sie, die Pferde, bei denen es nun mal nicht funktioniert oder generell nicht gut ist. Und dies sollte unbedingt so akzeptiert werden. Dazu gehören Pferde mit Gebäudemängeln und daraus resultierenden speziellen Gangmustern, Pferde, die eher stark unterständig und säbelbeinig stehen oder auch Pferde, welche durch ihren natürlichen Gang mit dem Beschlag nun mal nicht zurechtkommen.
Ebenfalls alte Pferde, welche die letzten 20 Jahre auf Eisen gelaufen sind, sind oft nicht glücklich mit einer Umstellung. Ihr ganzer Körper ist auf Eisen eingestellt. 
Wichtig ist aber, dass häufig nicht wirklich im Vornherein gesagt werden kann, ob dieses eine Pferd lieber dies oder das braucht. Es ist fast immer ein Testen. Es kommt selten vor, dass ich ohne einen Versuch sofort den Beschlag mit Kusto ablehne. 
Gerne mache ich hier ein paar Beispiele aus meiner Kundschaft. Es ist wirklich immer individuell und bezieht sich auf keinen Fall von dem einen Beispiel auf die ganze Rasse oder Reitweise.
Ich habe mehrere Isländer auf Kunststoffbschlägen und sie laufen sehr gut damit. Aber leider ist es so, dass gerade bei Isländern manchmal die Bewegung des Beckens und somit der Art des Fussens mit den Hinterhufen nicht ideal ist für Kusto. Um dem Pferd den Komfort zu bieten, den es braucht um den stärkeren Bodenkontakt (ein schneller Tölt zb; ein Viertakt der durch das Tempo mehr Kraft beim Auffussen generiert als herkömmlicher Schritt) auszugleichen ist oft das Eisen die bessere Wahl. So hatte ich leider schon mehrmals Isländer, welche die hinteren Kustobeschläge stark verschoben. 
Beim einen oder anderen Quarter ist die angeborene Haltung der Hinterhand (gerne etwas säbelbeinig) sehr trachtenlastig. Beschläge, die im hinteren Bereich flexibel sind, machen in manchen Fällen die Trachten leider mehr kaputt als dass sie sie stützen. So bevorzuge ich da oft ein Eisen, welches dem Pferd die nötige Stütze gibt. Oder aber kann man mit Duplos arbeiten, welche einen durchgehenden Eisenkern haben. 
Auch beim Lusitano kam es schon vor, dass die sehr beweglichen Hufschuhe oder dann Kunststoffbeschläge dem Pferd nicht die nötige Stabilität gab und dies vorallem in höheren Dressurlektionen spürbar wurde.
Grundsätzlich ist es wichtig, dass man sich bewusst ist, was man will und vorallem aber offen für alles ist. Denn nur ein Pferd, welches sich wohl auf den Füssen fühlt kann dem Reiter das bieten, was er von ihm verlangt.

Deine Hufschmiedin
Eve Stutz
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